Im Badezimmer

Geduscht und erfrischt war ich nach dem vielen warmen und danach kühlen Wasser, das mir über den Körper gelaufen war. Ich wollte das Badezimmer wieder aufräumen. Also nahm ich mein großes Handtuch in die Hand, Das Kleine hatte ich schon auf die Stange gehängt und wollte es auf die zweite Edelstahl-Schiene bringen. Ich streckte meine Arme hoch, um an die Metallleiste zu gelangen. So stand ich da. Uff, da kam mir die Stange entgegen. Das Handtuch rutschte ab, fiel herunter, auf den Boden – die Leiste hing an der Seite herab.  Und ich, zu Tode erschrocken, – immer noch mit hoch gereckten Armen – machte eine Rückwärtsbewegung mit meinem ganzen Körper, ein, zwei kleine schnelle Schritte nach hinten und ich stand wieder auf festem Boden. Oh Schreck – ich hätte voll nach hinten fallen können …eine Horrorvision in mir – eine wahnsinnige Situation, die ich mir besser nicht weiter vorstellte. ICH STAND! Was war ich froh.  Wie gut, dass ich immer das Balance-Training mache.   Glück gehabt!

Sonne pur

Heute Morgen fuhr ich zum Augen-Arzt, schon wieder  eine Arzt-Termin-Welle —  ich bin es einfach leid, aber es muss sein!  Herrlich, die Sonne schien — es wird Frühling. In die richtige Straße eingebogen, und schon konnte ich nichts mehr sehen. Die Sonne stand genau so, dass sie voll in meine Windschutzscheibe knallte. Keine Möglichkeit, die Strasse oder den Mittelstreifen oder den Randstreifenzu erkennen. Es blendete so stark, dass ich nichts von meiner Fahrbahn sehen konnte. Nur das stark blendende, helle, grelle Licht, dass in den Augen wehtat.  Ich fuhr weiter, was sollte ich machen. Es rumpelte und pollerte – ich spürte einen heftigen Widerstand, gegen den meine Reifen  stießen, einmal  auf irgendwas drauf  und schon war ich wieder unten. Das passierte zweimal – Vorderreifen und Hinterreifen. Erschrocken, direkt auf die Bremse gedrückt – mein Auto stand.  Was war das?  Im Rückblickwinkel sah ich das Schild mit der Fahrrichtung — ich war über den Rand einer Verkehrsinsel gefahren. War was kaputt? Ich fuhr langsam an, es ging. Es schien alles in Ordnung zu sein! Beim nächsten Halt sah ich mir den Schaden an, die Radreifenmanschette war angeknickst.  Hm … was für ein Glück – das Schild habe ich nicht berührt. Am nächsten Tag beulte man mir in der Autowerkstatt mit einem Gummihammer die Felge wieder zurecht  und schon konnte ich wieder fahren.  Glück gehabt!!!! Und ich war froh!

AUS  – AUSBLICK  – in eine andere Welt des AUS-SEINS: 

AUS – Sein heißt: aussen vor sein … 

—nicht in der Mitte von etwas, sondern draussen.

AUS  – Sein heißt, 

—nicht dazu gehören

Also AUSsenseiter  sein

—Wer sind AUSsenseiter?

Die, die aussen stehen. 

—Wer sagt das?  Die anderen? – ich?  .

Wer sind die anderen?  

—Die die Recht haben?

Wer gibt ihnen die Macht, recht zu haben.  

—Auch wieder andere.

Wer gibt Menschen das Recht, über andere Menschen zu verfügen? 

—Niemand.

Aber – überall sind Menschen, die aussen stehen 

— sie werden ausgeschlossen:

AUS-.Sein bezieht sich auf viele Menschen:

—-Behinderte Menschen, Menschen in Armut, Flüchtlinge, Menschen mitanderen Religionen.

Uns begegnen jeden Tag Menschen, die Aussenseiter sind, 

—-weil sie nicht der Norm entsprechen:

Warum finden Behinderte keine Behindertentoiletten in vielen Restaurants und Theatern?

—Sie sind Aussenseiter!

Warum sind für Rollstuhlfahrer oft die passenden Wege nicht eingerichtet?

—-Sie sind  Aussenseiter!

Es kommen viele Menschen aus ihren Heimatländern als Flüchtlinge zu uns. 

—Sie werden hier nicht akzeptiert! Sie sind Aussenseiter!

Menschen in Armut können am gesellschaftlichen Leben, Veranstaltungen 

jeglicher Art, nicht teilhaben. 

—-Sie sind Aussenseiter!

Weil ich in der Stadt bestimmte Strassen nicht mehr befahren darf, stehe ich auch  im AUS, bin also auch draußen vor, bin ausgegrenzt—-das fühlt sich mies an, ich bin hilflos und ohnmächtig – und ich kanns nicht ändern.

—–Steht nicht jeder von uns auch mal auf der Aussenseiter-Seite – ist Aussen vor?

Ich bin auch eine Aussenseiterin. 

Weil ich als Behinderte aus der Norm falle.

Habe ich einen AUSBLICK auf Verbesserung?  

Ist meine Krankheit eine Strafe?

Das glaube ich nicht.
Sicher habe ich Dinge falsch gemacht, die ich gern ungeschehen machen würde. Aber ich fühle mich nicht für meine Fehler bestraft. Ich hatte meine Gründe, so zu handeln. Heute würde ich es anders machen. Heute bin ja auch etliche Jahre älter.
Ob reifer, muss mal dahin gestellt bleiben.
Es gibt eine Menge Dinge, die ich jetzt anders machen würde, es gibt auch jetzt noch Sachen, die ich falsch mache. Leider stellt sich das immer erst hinterher raus.
Glücklicherweise hab ich auch so Einiges richtig gemacht, auch wenn manche Leute nicht immer meiner Meinung waren. Es hat sich herausgestellt, dass das eigene Bauchgefühl doch meinst der beste Ratgeber ist.
Akzeptiere ich sie?
Welche Frage!
Ich betrachte meine Krankheit nicht als Strafe. Ich muss diese Krankheit akzeptieren. Sie ist nun mal da.
Ich hab sie nicht gerufen, ich will sie nicht haben, sie lässt sich nicht vertreiben.
Anfangs hab ich sie bekämpft. Ich musste feststellen, dass mich dieser Kampf viel Kraft kostete.
Kraft, die ich besser einsetzen kann.
Kraft, die ich besser in Dinge investiere, die ich bewältigen möchte und mit Hilfe dieser Kraft auch noch bewältigen kann.
Welche Art der Herausforderung ist sie für mich?
Die größte Herausforderung ist für mich, die alltäglichen Aufgaben selbständig zu erledigen.
Habe ich es geschafft, den Einkauf ohne fremde Hilfe zu meistern, macht mich das stolz.
Immer wieder werde ich von lieben Menschen gefragt: „Kann ich helfen?“
Meine erste Reaktion war immer: „Danke, ich schaff das schon!“
Ganz schön blöd, hab ich festgestellt.
Anstatt mir helfen zu lassen, musste ich meine ganze Energie aufwenden, mein Problem allein zu lösen.
Hinterher hab ich dann festgestellt, dass es für alle Beteiligten o.k. gewesen wäre, wenn ich mir hätte helfen lassen.
Mir wäre eine Menge Aufwand erspart geblieben und der liebe hilfsbereite Mensch hätte seine tägliche gute Tat erledigt.
(Die guten Taten anderer Menschen mag ich ein anderes Mal erzählen.)

Was fehlt mir am meisten?
Ich vermisse die Fähigkeit ohne mich festzuhalten eine Treppe rauf- oder runterzugehen.
Ich vermisse es dem Bus hinterherlaufen zu können, wenn ich wieder einmal zu spät dran bin.
Ich vermisse es über einen unebenen Boden zu gehen (z.B. eine Wiese oder einen Acker oder über Sand am Strand) ohne mich festzuhalten.

Was ist endgültig verloren?
Darüber möcht ich nicht nachdenken.

Was habe ich gewonnen?

Sicherlich gibt es positive Erkenntnisse, die ich gewonnen habe.
Darüber schreib ich gern einen weiteren Text.

Königshof Nikolausgraffitti

Am sechsten Dezember 2022 – ja, es war kalt! – war den ganzen Tag eine Wand des Hotels Königshof am Bonner Rheinufer für jeden Sprayer freigegeben, der sich und seine Kunst dort verewigen wollte. Bereits am recht jungen Morgen begannen die Vorbereitungen. Ein Gerüst wurde errichtet und für die Teilnehmer, die die Stadt eingeladen hatte, entstand ein Verpflegungszelt mit Suppe und warmen Getränken. Parallel dazu erschienen die “Graffittologen” allein oder mit Unterstützung, um den Ort des Geschehens in Augenschein zu nehmen und sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Ich hatte an diesem Morgen in der Zeitung von dieser Graffitti-Aktion der Stadt Bonn gelesen und sofort beschlossen, dabei sein zu wollen. Natürlich bin ich kein Sprayer, in meinem Rollstuhl kann ich bestimmt nicht höher, als anderthalb Meter malen oder sprayen, aber diese Aktion durfte ich mir nicht entgehen lassen! Also den Rolli ins Auto und ab zum Brassertufer!

Dort angekommen, konnte ich als interessierter Betrachter die unterschiedlichen Herangehensweisen der Künstler beobachten. mal ging es sofort los, ob spontan, oder lange geplant, schon routiniert und oft realisiert, müssten die Akteure beantworten können. Andere nahmen individuell sehr unterschiedlich, mal sinnierend, mal Bier trinkend den Atelierort in Besitz. Es gibt Vorstellungen, bei denen sich Sprayer ganz individuell und kreativ alleine mit sich beschäftigen, während gleichwohl zu betrachten war, dass einige Artefakte nach und in Folge intensiver Diskussion und Kooperation inner- und ausserhalb der Künstlergruppen, auch assistiert von passierenden Spaziergängern oder Radfahrern entstehen.

Jedem Schaffensprozess hatte das städtische Kulturamt eine feste Zeit zugeordnet, was den Zuschauern ein reges Treiben, sehr unterschiedliche Unterstützungsmusik und-aktivität darbrachte. Als hätte es sich herumgesprochen, wurde die Zahl der Schaulustigen auch immer grösser und es entwickelte sich ein kühles (kaltes!!) Volksfestgeschen, das zu betrachten eine grosse Freude sein konnte.

Und auch nach einem Monat ist es immer eine interessante Graffittischau, die sich dem Rhein und allen Passanten präsentiert.

Rock’n’Roll

Beim Rehasportclub Rheinland e.V. (RSC) >>> https://rsc-rheinland.de/veranstaltungen/ <<< gib’s tolle Kurse und Sportangebote für Menschen, die ihr Leben teilweise oder 24/7 im Rollstuhl sitzend rocken.

Ich habe 2 Rollstuhl-Mobilitätskurse von jeweils 6 Stunden in Troisdorf besucht und viele Tricks zum Bewegen auf Rädern gelernt. Mein Aktivrollstuhl wird in Zukunft neben Stöcken und Rollator kein Schattendasein mehr führen. Mit Rolli bin ich eindeutig schneller und komm’ ich weiter 🙂

Allerdings sind die wenigsten städtischen Wegstrecken barrierefrei. Auch ein halb abgesenkter Bordstein ist ja erstmal ein Hindernis und nur mit gewissem Rock’n’Roll zu überwinden. Anstrengend! Und in der RSC-Gruppe natürlich einfacher als alleine.

Arzttermine klicken – ohne geht nicht mehr

Heute Morgen. Kurz nach 8:00 Uhr. In der einen Hand eine Tasse Kaffee. In der anderen das Telefon. Beharrlich versuche ich mich mit dem einen bei Laune zu halten und über das andere die Praxis meiner Gynäkologin zu erreichen. Nach einer guten halben Stunde gebe ich auf. Kein Durchkommen! Kann das Besetzt-Zeichen nicht mehr hören! Kommen andere da wirklich durch? Oder haben die Sprechstundenhilfen das Telefon blockiert? Am späten Vormittag versuche ich es nochmals. Und habe Glück! Erfolgreich verabrede ich meinen Termin. Kann mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass alle anderen Praxen, die ich so besuche, eine digitale Terminvereinbarung anbieten. Für das “Soweit sind wir noch nicht!” hab’ ich echt kein Verständnis.

Bin ich eine verwöhnte Patientin? Klar war es nett mit der Sprechstundenhilfe persönlich zu sprechen. Doch die lange Wartezeit stand dazu in keinem Verhältnis. Klar möchte auch ich manchmal zusätzlich zum Termin eine Frage loswerden. Doch das könnte ich auch bis zum Termin aufschieben. Oder eine Mail schreiben. Ich bin einfach nur froh, dass es Onlineportale gibt, über die Terminverabredungen eben nicht zur zeitraubenden Mammut-Aufgabe werden. Also nix gegen Mammute! Doch das sind vor rund 4.000 Jahren ausgestorbene Vorläufer des Elefanten. Ich sehe mich weniger als verwöhnte Patientin denn als sowas wie eine Patientin 2.0 – ich möchte zu einem Zeitpunkt meiner Wahl einfach, schnell und kostenlos Arzttermine planen können.

Ein bekanntes Zeit-Management-Unternehmen für Praxen kommt aus Frankreich und trägt in seinem Namen die französischen Begriffe für “Doktor” und “Freiheit”. Das passt, finde ich! Neben der Terminbuchung erhalte ich Terminerinnerungen. Wenn mir etwas dazwischenkommt, kann ich meinen Arzttermin mit wenigen Klicks absagen oder verlegen. Die Datenschutz-Grundverordnung würde zu 100 Prozent eingehalten. Die Praxen können neben Terminen ihrerseits Untersuchungsergebnisse zu meiner Person speichern und mit anderen Ärzten teilen. Das ist heute gar nichts Revolutionäres mehr. Ich finde, meine Gynäkologin könnte einen Mammut-Schritt vorwärts machen und ihre Patientinnen online abholen.

Year compass

Kennst Du schon den Year Compass? Das ist ein kostenloses Heft, das Du Dir unter http://www.yearcompass.com in einer Sprache Deiner Wahl herunterladen kannst, um auf das letzte Jahr zurückzublicken und das neue Jahr in Grundzügen zu planen.

Ich hab den Jahreskompass Anfang 2022 das erste Mal genutzt und bin begeistert. Endlich ein Werkzeug gegen das ungute Gefühl, dass die Jahre wie im Fluge vergehen. Endlich ein ehrliches Dokument, über das ich nachhalten kann, welche persönlichen Meilensteine ich – geplant oder ungeplant – erreicht habe. Und welche nicht. 

Den Year Compass gibt es schon seit 2012. Ich finde, das Heft hilft dabei mit schwierigen Themen abzuschließen und sich neue Ziele zu setzen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Jahreswechsel. Da werde ich mein Kompass-Heft – nicht ohne Humor in eigener Sache – gegenlesen und neue Pläne schmieden.

Du meinst: „Jetzt ist schon Februar. Der Zug ist abgefahren.“ Aber nein! Nimm Dir gleich nächstes Wochenende etwas Zeit und mache erst einen angeleiteten Rückblick auf letztes Jahr und dann einen motivierenden Ausblick auf dieses immer noch taufrische Jahr. Ich wünsche Dir viel Freude.