Wings for Life – Beflügelnd!

Am 07. Mai 2023 spähe ich um kurz nach 12:00 Uhr durch die Hecken und Bäume der Stadion-Vorwiesen. Ich bin auf dem Weg zu einer Laufveranstaltung. Ja, ich! Mein erster Marathon und bei dem Gedanken wird mir flau. Es sind noch nicht viele Leute da, doch unter ihnen erkenne ich etliche Rollstühle, Scooter, Rollatoren. Das muss der Treffpunkt sein!

Noch könnten wir umkehren, mein Rollator und ich. Doch ich trage ein Team-T-Shirt vom NiB, dem neurologisch interdisziplinären Behandlungszentrum, das mich vor einem Jahr während einer ambulanten Reha wieder auf die Beine gebracht hat. Es sieht nach Gewitter aus! Mit Starkregen! Doch wenn ich jetzt umdrehe, stünde meine Begleitung, eine Physiotherapeutin des NIB, bei Wind und Wetter alleine da.

Am Treffpunkt angelangt gibt es kein Zurück mehr. Ganz schön viele Zuschauer, die sich da ansammeln! Um Punkt 13:00 Uhr ertönt eine Vuvuzela. Handys mit der App zum weltweiten Lauf machen ebenfalls Start-Geräusche. Die versammelte Eskorte setzt sich in Bewegung. Wie Aliens nach dem Kälteschlaf, denke ich noch, während ich versuche meine Fußhebeschwäche zu überwinden. Dann werde ich ganz Teil der Aktion. Gebe mein Bestes. Mit Sitz-Pausen auf dem Rollator, weil das für mich dazugehört. Komme insgesamt weiter als ich mir zugetraut hätte.

Bei diesem Marathon für einen guten Zweck ist Dabeisein wirklich alles. Die einen düsen im Rollstuhl los, mit oder ohne Zusatzantrieb. Andere sind mit Stöcken oder Rollatoren unterwegs. Wieder andere tragen den Myosuit, einen robotischen Anzug zur Kraftunterstützung. Laufgesunde Menschen wie die Trainer vom NiB mischen sich einfach darunter. Am Rand stehen Verwandte, Freunde, Interessierte und feuern die Teilnehmenden an. Hier sind alle, die mitmachen, gleich gut im Rennen. Ganz egal, wie weit oder wie schnell jemand unterwegs ist. Beflügelnd!

Der nächste Lauf findet am 05. Mai 2014 statt. In meiner Stadt zelebriert das NiB mit seinen Läuferinnen und Läufern die sportliche Teilnahme. Mit Freude an der Sache, fachkundigem Rat, Getränken und Musik. Drum hab ich mir den nächsten Termin vor den Stadion-Wiesen schon im Kalender notiert. Läufst Du auch mit?

Seit 2014 starten am ersten Sonntag im Mai weltweit Menschen in einen gemeinsamen Wohltätigkeitslauf, den Wings for Life World Run. Das Motto: Laufen für die, die nicht laufen können. 100% der Spendeneinnahmen gehen in die Rückenmarksforschung. Der Gesamtsieger 2023 kommt aus Japan und ist 69,01 Kilometer gelaufen.

Meine beste Trainerin

Zur Fütterung läuft meine Katze besonders freudig vor mir her, setzt sich und beobachtet aus einer Distanz von vier bis fünf Metern, wie ich tagesaktuell hinter ihr her komme.

Manchmal maunzt sie und ich lasse mich anfeuern und gebe mein Bestes meine Schritte zu beschleunigen.

Ein anderes Mal legt sie den Kopf schräg und peitscht mit dem Schwanz auf den Boden. Ich achte dann ganz besonders auf jede Fußbewegung und mein Gleichgewicht, um ihren gefüllten Napf nur ja sicher ans Ziel zu bringen. Klar gab’s auch schon das ein oder andere Malheur meinerseits.

Doch meine Katze sieht das so: Der Weg ist das Ziel.

Kein Training ohne Pause. Sie beeilt sich in solchen Fällen ihre Futtersprengsel vom Boden aufzulecken und lässt mir die Zeit, die ich brauche, um mich zu erheben. Selbstverständlich beobachtet sie meinen Napf-Lauf auch regelmäßig von hinten.

Sie lässt mich dann vorgehen und schafft es dennoch passgenau an Ort und Stelle zu sein, wenn ich den Napf aus Hüfthöhe für sie zu Boden senke.

Rock’n’Roll

Beim Rehasportclub Rheinland e.V. (RSC) >>> https://rsc-rheinland.de/veranstaltungen/ <<< gib’s tolle Kurse und Sportangebote für Menschen, die ihr Leben teilweise oder 24/7 im Rollstuhl sitzend rocken.

Ich habe 2 Rollstuhl-Mobilitätskurse von jeweils 6 Stunden in Troisdorf besucht und viele Tricks zum Bewegen auf Rädern gelernt. Mein Aktivrollstuhl wird in Zukunft neben Stöcken und Rollator kein Schattendasein mehr führen. Mit Rolli bin ich eindeutig schneller und komm’ ich weiter 🙂

Allerdings sind die wenigsten städtischen Wegstrecken barrierefrei. Auch ein halb abgesenkter Bordstein ist ja erstmal ein Hindernis und nur mit gewissem Rock’n’Roll zu überwinden. Anstrengend! Und in der RSC-Gruppe natürlich einfacher als alleine.

Arzttermine klicken – ohne geht nicht mehr

Heute Morgen. Kurz nach 8:00 Uhr. In der einen Hand eine Tasse Kaffee. In der anderen das Telefon. Beharrlich versuche ich mich mit dem einen bei Laune zu halten und über das andere die Praxis meiner Gynäkologin zu erreichen. Nach einer guten halben Stunde gebe ich auf. Kein Durchkommen! Kann das Besetzt-Zeichen nicht mehr hören! Kommen andere da wirklich durch? Oder haben die Sprechstundenhilfen das Telefon blockiert? Am späten Vormittag versuche ich es nochmals. Und habe Glück! Erfolgreich verabrede ich meinen Termin. Kann mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass alle anderen Praxen, die ich so besuche, eine digitale Terminvereinbarung anbieten. Für das “Soweit sind wir noch nicht!” hab’ ich echt kein Verständnis.

Bin ich eine verwöhnte Patientin? Klar war es nett mit der Sprechstundenhilfe persönlich zu sprechen. Doch die lange Wartezeit stand dazu in keinem Verhältnis. Klar möchte auch ich manchmal zusätzlich zum Termin eine Frage loswerden. Doch das könnte ich auch bis zum Termin aufschieben. Oder eine Mail schreiben. Ich bin einfach nur froh, dass es Onlineportale gibt, über die Terminverabredungen eben nicht zur zeitraubenden Mammut-Aufgabe werden. Also nix gegen Mammute! Doch das sind vor rund 4.000 Jahren ausgestorbene Vorläufer des Elefanten. Ich sehe mich weniger als verwöhnte Patientin denn als sowas wie eine Patientin 2.0 – ich möchte zu einem Zeitpunkt meiner Wahl einfach, schnell und kostenlos Arzttermine planen können.

Ein bekanntes Zeit-Management-Unternehmen für Praxen kommt aus Frankreich und trägt in seinem Namen die französischen Begriffe für “Doktor” und “Freiheit”. Das passt, finde ich! Neben der Terminbuchung erhalte ich Terminerinnerungen. Wenn mir etwas dazwischenkommt, kann ich meinen Arzttermin mit wenigen Klicks absagen oder verlegen. Die Datenschutz-Grundverordnung würde zu 100 Prozent eingehalten. Die Praxen können neben Terminen ihrerseits Untersuchungsergebnisse zu meiner Person speichern und mit anderen Ärzten teilen. Das ist heute gar nichts Revolutionäres mehr. Ich finde, meine Gynäkologin könnte einen Mammut-Schritt vorwärts machen und ihre Patientinnen online abholen.

Year compass

Kennst Du schon den Year Compass? Das ist ein kostenloses Heft, das Du Dir unter http://www.yearcompass.com in einer Sprache Deiner Wahl herunterladen kannst, um auf das letzte Jahr zurückzublicken und das neue Jahr in Grundzügen zu planen.

Ich hab den Jahreskompass Anfang 2022 das erste Mal genutzt und bin begeistert. Endlich ein Werkzeug gegen das ungute Gefühl, dass die Jahre wie im Fluge vergehen. Endlich ein ehrliches Dokument, über das ich nachhalten kann, welche persönlichen Meilensteine ich – geplant oder ungeplant – erreicht habe. Und welche nicht. 

Den Year Compass gibt es schon seit 2012. Ich finde, das Heft hilft dabei mit schwierigen Themen abzuschließen und sich neue Ziele zu setzen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Jahreswechsel. Da werde ich mein Kompass-Heft – nicht ohne Humor in eigener Sache – gegenlesen und neue Pläne schmieden.

Du meinst: „Jetzt ist schon Februar. Der Zug ist abgefahren.“ Aber nein! Nimm Dir gleich nächstes Wochenende etwas Zeit und mache erst einen angeleiteten Rückblick auf letztes Jahr und dann einen motivierenden Ausblick auf dieses immer noch taufrische Jahr. Ich wünsche Dir viel Freude.

Über uns

Die LautSprecher sind eine im September 2018 gegründete Hörspiel- und Theatergruppe unter dem Dach der Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG) Köln. Die Lautsprecher haben literarische sowie gesellschaftspolitische Ambitionen. Dabei interessiert sich die Gruppe für eine große Bandbreite an Themen und deren öffentlichkeitswirksame Darstellung.

Die LautSprecher schreiben nicht für die Schublade. Sie wollen ihren Texten Stimme verleihen. “Wir stimmen Texte” heißt folgerichtig auch der Claim zu ihrem Logo, einem LautSprecher-Symbol. Besonders gerne machen die LautSprecher ihre Klappe für inklusive Themen auf. Kennzeichnend für die LautSprecher ist es weiter, dass sie vielfältige Projekte angehen und diese Projekt-Vielzahl eigenständig über Kooperationen mit internen und externen Experten realisieren.

Nomen est omen. Die LautSprecher pflegen laute, aber auch leise Töne. Die Idee einen Blog einzurichten, ist den LautSprechern im Jahr 2020 in den Sinn gekommen. Anstelle von persönlichen Treffen und gemeinsamen Probe-Terminen hieß es jetzt ohnehin auf Online-Meetings umzusteigen. Warum also nicht gleich Blogger werden… 😉 Der Blog lautsprecherkoeln ermöglicht es der Gruppe eigene Texte zuerst im geschützten Bereich, dann “www” zu veröffentlichen.

Die LautSprecher freuen sich über Feedbacks zu ihren Texten und möchten zum Selbstschreiben anstiften. Der Blog ist eine Schreib-Werkstatt…

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